Bunte Hände im Kreis sagen:„Gemeinsam in der Mitte bleiben“

Von Imma Schmidt

Auf den ersten Blick denkt man an Kinderhände - bunt und fröhlich, wärmend … Aber es sind ihre eigenen Hände, die der niederrheinischen Künstlerin Mechtild Runde- Witjes. Sie hat das großformatige Bild als Druckvorlage für den kleinen Aufkleber geschaffen. Handabdruck für Handabdruck in den Farben des Regenbogens. Und es ist ihre Handschrift in der Mitte, sie hat auch den Slogan erfunden: „Gemeinsam in der Mitte bleiben.“

Ein starkes Motiv. Runde-Witjes hat sich den einfachen, den womöglich kindlichen Blick auf das Wesentliche offenbar bewahrt und drückt aus, was sich viele Menschen in diesen Zeiten der Ratlosigkeit, der Radikalisierung an den (politischen) Rändern, der Ausgrenzung und falscher Vereinfachungen wünschen: Bunte Vielfalt, Respekt und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Die bunten Hände in den Farben des Regenbogens: Ein starkes, gar ein „faszinierendes“ Motiv, sagt der Kempener Bürgermeister Christoph Dellmans Ende Januar 2024, nach der Demonstration für Menschenrechte, Vielfalt und Freiheit unter dem Motto „Kempen ist bunt“. Er ist vielleicht etwas filigraner als seinerzeit die Aufkleber mit der roten Sonne auf gelbem Grund mit „Atomkraft? Nein Danke.“, in seiner Botschaft jedoch ebenso kraftvoll.

Runde-Witjes kam Mitte Januar von einer der Demos gegen rechts und für Vielfalt aus ihrer Kindheitsheimat Münster zurück an den Niederrhein. Sie ging sofort mit einer Idee und einem Bild im Kopf in ihr Kerkener Atelier. Der Slogan „Gemeinsam in der Mitte bleiben“, der den Wunsch und das Gefühl der Bewegung ausdrückt, „war in meinem Kopf schon da“, erzählt sie. Und auch wie sie es machen wollte. „Es sollte ein Aufkleber sein. Etwas, das bleibt und nachhaltig ist, wenn die Banner eingerollt sind und die schönen, bunten Plakate wieder in der Ecke stehen.“

Dann hat sie das Motiv entwickelt, gerechnet und gemessen, denn es sollte auch als Druckvorlage funktionieren. „Quasi wie ein Schnittmuster“, erzählt sie lachend. Die 58jährige hat unter anderem, neben dem Studium der Malerei, ein abgeschlossenes Ingenieurstudium der Bekleidungstechnik absolviert. Und danach, nach dem Ausmessen, kamen die Farben und ihre Hände zum Einsatz. 5000 Exemplare der Aufkleber wurden für die Kempener Demonstration am 27. Januar 2024 gedruckt und waren sofort vergriffen.

Aufgrund der hohen Zahl an Nachbestellungswünschen hat sich Mechtild Runde-Witjes entschieden, das Projekt etwas weiter und größer zu denken. Sie ist überzeugt: „Die Hände und der Slogan – das drückt aus, was viele empfinden.“ Natürlich sei die aktuelle Situation mit einer Partei wie der AfD, die über Remigration redet, hochpolitisch, doch ihr geht es um „mehr und auch noch um etwas anderes!“ Denn: „Jetzt kann ich etwas machen, das man verteilen kann! Einen einfachen Aufkleber. Für mich ist das Motiv mit den bunten Händen ein nicht diskriminierender Ausdruck für eine jeweils persönliche Haltung!“

Die aktuelle Bewegung zeige, dass die Menschen es mehrheitlich in Ordnung finden, verschieden zu sein, bunt und vielfältig. Sie macht auf jeder der Demonstrationen immer wieder sichtbar, dass jeder und jede Respekt verdiene, so wie es auch im Grundgesetz steht. Genau das symbolisiere das Motiv des Aufklebers, ist die Künstlerin überzeugt. „In Münster oder Kempen und überall in Deutschland, in der Stadt, auf dem Land und in allen Zwischenräumen gibt es Gruppen der Gesellschaft, jenseits von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und anderen Organisationen, die das gesellschaftliche Miteinander stärken wollen. Menschen, die sich in der Mitte zuhause fühlen und das auch zeigen wollen“, so Runde- Witjes.